Michaela Pertl-Diewald arbeitet als Mobile Tagesmutter „der bisschen anderen Art“. Als diplomierte Kinderkrankenschwester und Cranio-Sacral-Praktikerin hat sie sich auf Kinder mit speziellen Bedürfnissen spezialisiert und kann diese besonders liebevoll durch den Alltag begleiten und parallel dazu fachgerecht unterstützen.
Ein besonderes Anliegen sind Michaela, die eine umfassende Kompetenz im Fachbereich Früh- und Neugeborenenpflege hat, die ganz Kleinen. In dieser ersten Phase des Babys nach der Geburt und in den ersten Lebenswochen ist es aus ihrer Sicht ganz essentiell, für ein gutes „Ankommen“ und ein harmonisches Miteinander zu sorgen und die Bedürfnisse der kleinen Neuankömmlinge besser zu erkennen und zu verstehen. Für ein entspanntes und zufriedenes Baby sind nur ein paar kleine „Handgriffe“ nötig. Das gilt sowohl für alle unauffälligen Geburten, besonders aber für Babys, die einen schwierigeren, stressigeren Einstieg in die neue Welt hatten.
Ein ebenso großes Augenmerk richtet Michaela auf Kinder mit Hochsensibilität. Darunter versteht man eine deutlich höhere Empfindsamkeit gegenüber inneren und äußeren Reizen. Diese werden im Gehirn hochsensibler Kinder viel komplexer verarbeitet, als es bei Menschen, die dieses Persönlichkeitsmerkmal nicht aufweisen, der Fall ist. Hochsensible Menschen sind daher besonders gefordert, ihre Nervenspannung in Balance zu halten.
Michaela ist es auch ein großes Anliegen in ihrer Arbeit, die Eltern in ihrer Kompetenz zu stärken. Ihnen Tipps im Handling, das die Entwicklung des Babys oder Kindes unterstützt, zu geben und so den gemeinsamen Alltag zu erleichtern.
Michaela, Du hast ein sehr breites Arbeitsfeld mit mehreren Schwerpunkten. Wie kam es denn dazu?
Da muss ich ein wenig ausholen. Während meiner Tätigkeit als „Frühchenschwester“ wurden alle Kinder nach dem Konzept der basalen Stimulation und Kinästhetik Infant Handling betreut und wir bekamen von den Eltern immer wieder die Rückmeldung: "Wenn wir das schon beim ersten Kind gewusst hätten, hätten wir uns viel erspart!". Auch in meiner Praxis als Cranio-Sacral-Praktikerin habe ich gesehen, wie groß der Bedarf nach Information und Anleitung ist, und ich hatte den Eindruck, dass die Kinder generell sensibler und/oder gestresster sind als früher. Das hat mich letztendlich zum Thema "Hochsensibilität" geführt. In der Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen verbinden sich viele Aspekte miteinander. Diese Kinder sind einerseits in vielen Bereichen deutlich sensibler, es ist meine Kompetenz als Kinderkrankenschwester gefragt und auch die Elternbetreuung ist spezieller.
Lass uns zu den Babys mit schwierigem Start ins Leben zurückkommen. Was ist denn für Eltern dieser Kinder besonders wichtig zu wissen?
Zuerst einmal, dass es Zeit braucht um den Stress physisch und psychisch zu verarbeiten und zwar für alle Beteiligten! Das adäquate Handling ist hier natürlich besonders wichtig und hilfreich. Sich kompetente Unterstützung zu holen, ist auf alle Fälle ratsam. Jede Geburt ist anders und Mutter und Kind brauchen daher individuelle Unterstützung und Begleitung. Ich rate Eltern auch, sich Zeit zu nehmen, ihr Baby kennenzulernen, die Körpersprache zu verstehen und dabei ihrer Intuition zu vertrauen.
Eines Deiner weiteren Spezialfelder sind hochsensible Kinder: Kannst Du bitte erklären, wie sich das vor allem auch bei den ganz Kleinen schon früh bemerkbar machen kann und wie man es als Betreuungsperson erkennt?
Ein ganz wichtiger Punkt ist das Thema Überreizung, das bedeutet zu viele und/oder zu intensive Eindrücke. Bei Babys kann das der Besuch im Supermarkt, ein grelles Spielzeug, eine laute Spieluhr mit rascher Musik, permanente Hintergrundbeschallung aus Radio oder TV, zu rasches Handling am Wickeltisch sein, dem das Kind nicht folgen kann, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Die Kinder reagieren darauf meist mit Weinen und dem Versuch, sich von dem zu intensiven Reiz wegzubewegen. Überreizte Babys finden nur schwer in den Schlaf und sind bei der kleinsten „Störung“ wieder wach und haben daher meist nur kurze Schlafphasen. Das macht es für alle Beteiligten sehr anstrengend und das Nervensystem der Kinder „fährt nicht ausreichend runter“. Ältere hochsensible Kinder wirken in ungewohntem Umfeld oft ängstlich und zurückhaltend, brauchen möglicherweise lange, um sich einzugewöhnen, sind sehr gefühlsintensiv und brauchen mehr Zeit um sich auf neue Situationen einzustellen. Ein regelmäßiger Tagesablauf, Rituale und frühzeitige Ankündigungen, was als nächstes kommt, hilft den Kindern, sich zu orientieren und ihre Nervenspannung auszugleichen.
In Deiner Arbeit als Mobile Tagesmutter betreust Du Kinder mit besonderen Bedürfnissen in ihrem häuslichen Alltag. Kannst Du ein bisschen etwas von den Schwerpunkten in Deiner Tätigkeit erzählen?
Also zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich primär ein Kind mit seinen besonderen Bedürfnissen sehe und nicht ein Kind mit Defiziten! Daher ist mir einerseits wichtig, zu wissen, welche Herausforderungen sich durch die Beeinträchtigung für das Kind ergeben. Wo steht es in seiner Entwicklung in den einzelnen Bereichen? Wie und womit kann ich das Kind unterstützen, den nächsten Entwicklungsschritt zu machen? Andererseits ist mir wichtig, entwicklungshemmende Faktoren, Stereotypien zum Beispiel, so gering wie möglich zu halten. Das ist allerdings eine Gratwanderung, da die Kinder das auch einsetzen, um sich zu beruhigen, ihre Nervenspannung zu regulieren und zur Integration von neu Gelerntem. Abgesehen von allem Fördern wollen wir natürlich auch jede Menge Spaß haben!
Was waren die schönsten/lohnendsten Momente als Mobile Tagesmutter in den letzten Jahren?
Zu sehen, auf welch wunderbare Weise die Kinder ihre besonderen Herausforderungen meistern; die vielen Umarmungen, lachenden Gesichter und getrockneten Tränen; das Vertrauen und die Wertschätzung der Eltern, und und und!
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