In Johanna Achleitners Vorzimmer sticht Besucherinnen und Besuchern sogleich auf einer großen Wand eine fröhliche Sammlung ins Auge: Fotos von betreuten Tageskindern, alle lachend, mit Dankesworten signiert und gute Laune verströmend.
Johanna arbeitet seit unglaublichen 35 Jahren als Tagesmutter des Hilfswerks NÖ. In dieser Zeit hat sie geschätzt zwischen 300 und 350 Sprösslinge betreut und eine Zeitlang durch ihr junges Leben begleitet. Begonnen hat Johanna ihre Tätigkeit, als ihr erstes Kind zwei Jahre alt war und seitdem ist sie mit ungebrochener Leidenschaft und Liebe dabei geblieben.
Unlängst hat eine Freundin Johanna eine Arbeitskollegin mit dem markanten Vornamen Jasmin vorgestellt - und dieser Name hat gleich Erinnerungen geweckt. „Mitte Dreißig“ hat Johanna das Alter geschätzt und nachgefragt, weil ihr die junge Frau so vertraut vorkam - und das Gefühl war richtig - vor ihr stand tatsächlich ihr erstes Tageskind, das sie vor 35 Jahren betreut hat. Dass die Wiedersehensfreude groß war, kann man sich gut vorstellen.
So kommt es auch hin und wieder vor, dass ehemalige Tageskinder ihren Nachwuchs wieder zu Johanna zur Tagesbetreuung bringen - eine schönere, ehrlichere Rückmeldung für die eigene erfolgreiche und liebevolle Arbeit gibt es nicht.
„Aber was hat sich nun verändert in so vielen Jahren und soviel Erfahrung in der Kinderbetreuung?“, möchte ich wissen.
Johanna erzählt, dass die Grundbedürfnisse der Kinder in den vergangenen drei Jahrzehnten gleich geblieben seien. Sie meint, dass Kinder stabile Beziehungen bräuchten, uneingeschränkte Wärme, Nähe, Zuneigung und klare Regeln. Und ganz wichtig aus Johannas Sicht: die Erfahrung, dass ein „Nein“ auch wirklich ein „Nein“ bedeute und die Nichtbeachtung Konsequenzen nach sich ziehe.
Probleme in der aktuellen Zeit sieht Johanna vor allem darin, dass schon Kleinkinder Handys benutzen dürften und dass viele junge Eltern sich schwer täten, ihren Kindern etwas abzuschlagen, etwas zu verbieten, eben „Nein“ zu sagen, wenn es die Situation erfordere.
Gerne ist Johanna mit Rat zur Stelle und kann den Eltern ihrer Tageskinder mit konkreten pädagogischen Tipps und Vorschlägen zu Verhaltensweisen in herausfordernden Erziehungssituationen weiterhelfen.
Eltern schätzen weiters ihre Flexibilität, wenn es darum geht, dass nach Möglichkeit vereinbarte Tage getauscht werden können - ein Service, das sonst keine Kinderbetreuungseinrichtung bieten kann.
Doch der beste Dank ist immer der ehrlichste, direkt von den Allerkleinsten Ausgesprochene. So meinte einmal ein 3,5-jähriges Mädchen zu Johanna: „Johanna, warum gehst du eigentlich nicht arbeiten? ... Aber, weißt Du was, ich bin eigentlich sehr froh, dass Du nicht arbeiten gehst, weil sonst könnt´ich nicht zu Dir kommen!“
In dieser liebevollen Aussage tut Kindermund nicht nur Wahrheit kund. Wahr ist natürlich, dass die Kleine sich bestens bei Johanna aufgehoben fühlt ... nicht ganz wahrheitsgemäß der Eindruck, dass Johanna nicht arbeite, nur weil sie nicht "außer Haus" gehe.
Leider wird manchmal die Tätigkeit von Tageseltern stark unterschätzt oder nicht realistisch eingeschätzt. Kleinkinder zu betreuen, pädagogisch fundierte Erziehungs- und Entwicklungsarbeit zu leisten, ist nicht nur eine gesellschaftlich höchst wertvolle, sondern auch eine herausfordernde Arbeit - wie jeder andere soziale Beruf ebenso.
Und wer es nicht glaubt, soll einmal einen Tag mit vier 1-2-Jährigen verbringen und gestalten - das ist es nämlich, was Johanna tagaus, tagein macht. Und nicht nur das - sie schafft es auch nebenbei, mit den Tageskindern zum Einkaufen zu gehen. Und bekommt im Supermarkt immer prompt Komplimente, dass „ihre Kleinen“ so brav sind.
Das ist es unter anderem, was Johanna so an ihrem Beruf liebt. „Ich habe den tollsten Job überhaupt...“, schmunzelt sie, „ich kann in meiner Arbeitszeit, spazieren gehen, einkaufen gehen, auf den Spielplatz gehen, ... das kann doch sonst kaum jemand von sich behaupten.“
Und wenn dann das letzte Tageskind abends abgeholt ist, widmet sich Johanna ihrer zweiten großen Leidenschaft: dem Backen. Besonders in der Vorweihnachtszeit bäckt Johanna wunderbare Kekse, 40 verschiedene Sorten, kiloweise, wunderschön verziert und - noch viel wichtiger - einfach umwerfend gut. Die Tageskinder lieben sie dafür. Und nicht nur dafür.
Ihr Browser oder dessen Version ist veraltet und diese Seite damit nicht darstellbar. Bitte besuchen Sie unsere Seite mit einem aktuellerem Web-Browser. Auf der Webseite browsehappy.com finden Sie eine Auswahl an aktuellen Web-Browsern und jeweils einen Link zu der Herstellerseite.