vielen Dank, dass ihr euch Zeit nehmt, um mit mir dieses Interview zu machen. Ich habe ein paar Fragen vorbereitet.
Jonas, wie lange warst du in Tagesbetreuung?
Jonas: 15,5 Jahre.
15,5 Jahre. Laut Gesetz darf man ja bis zum Alter von 16 als Tageskind betreut werden. Das heißt du warst etwa ein halbes Jahr alt, als du begonnen hast.
Martha, Jonas: Ja, ja ja genau.
Martha: Jonas war sehr aktiv, was des anbelangt, er ist auch schon mit 9 Monaten marschiert, er war sehr aktiv, des muss ma schon sagen. Aber er war halt so… so sozial, gegenüber den anderen Kinder, er war immer lieb und nett. Also er ist keiner gewesen, der den anderen Kindern irgendwas weggenommen hätt, im Gegenteil, fürsorglich, hat sich immer um die anderen gekümmert.
Das heißt, bezogen auf diese 15,5 Jahre: du bist das Kind, das in NÖ - soweit ich das jetzt weiß - am längsten betreut wurde. Also mehr geht ja fast nicht. Hat es irgendwann Pausen in der Betreuung gegeben?
Jonas, Martha: Nein, gab es nicht.
Du warst also wirklich durchgängig jeden Monat hier. Was passierte, wenn du krank warst?
Jonas: War ich sogar ab und zu auch da, hab ich halt hinten geschlafen.
Sogar wenn du krank warst, das heißt dann wohl Rundum-Betreuung. Hast du auch hier Hausaufgaben gemacht? War das auch möglich hier in diesem Haushalt?
Martha: Ja, Ja.
Martha, kannst du dich an den Beginn der Betreuung erinnern? Wie war der erste Kontakt mit den Eltern?
Martha: Eigentlich der erste Kontakt war mit der Oma. Die Oma hat mich beim Billa angesprochen, weil ich mit der Lisa, einem Tageskind von mir, einkaufen war. Und die Oma hat gesagt: „Tschuldigung, sind Sie die Tante Martha von der Lisa?“ Hat´s gsagt: „Na, mei Tochter braucht auch so a Tante Martha.“ Hab i gsagt OK; sie soll mal vorbeischau´n. Und dann hat´s vorbeigschaut mit dem Jonas und das hat funktioniert. Gleich gepasst.
Jonas, kannst du mir vielleicht erzählen, was an der Martha so besonders ist als Tagesmutter? Warum bist du immer gern gekommen? Und auch über so lange Zeit – es ist ja eher selten, dass jemand mit 16 Jahren noch zu einer TM geht.
Jonas: Bei der Martha kann man sich einfach wohlfühlen, sie ist immer offen für einen, sie hört einem zu, sie steht zu den Kindern, sie hat immer irgendwie einen helfenden Rat parat, sie weiß wie sie mit anderen Leuten umgehen kann und wie sie den Kindern helfen kann in Problemsituationen und das ist einfach… das ist einfach schön.
Ich glaub auch lustig.
Jonas: Ja, ganz lustig.
Martha: Ja, aber was glaub ich ...- auf mich verlassen.
Jonas: Ja.
Martha: Wenn er irgendwelche Sorgen und Probleme hat, kann er es jederzeit loswerden bei uns.
Wenn du zurückschaust, was waren die schönsten Erlebnisse, was wird dir in Erinnerung bleiben?
Jonas: Vor allem vielleicht die Zeit, wo meine Oma gestorben ist, da war die Martha sehr oft und sehr lange für mich da, das war so ein Moment, der sehr wichtig war für mich und sonst eigentlich war´s halt immer schön irgendwie, es war halt nie fad da. Es war immer was los, man hat immer was machen können, man hat immer andere Leute gesehen, man hat immer Spaß gehabt. Es war einfach immer schön.
Martha: Der Jonas hat sich immer um die kleineren Kinder gekümmert, er hat sie auch immer gefüttert, muss man dazu sagen, er hat nicht nur mit ihnen gespielt, sondern er hat sie auch immer gefüttert, sie haben auch was zu trinken kriegt bei dir, er hat sie sehr integriert.
Albert: Als Einzelkind hat er halt immer Geschwisterkinder fast gehabt bei uns.
Hast du auch Freundschaften zu anderen Tageskindern geschlossen?
Jonas: Ja, es sind auch Freundschaften entstanden.
Martha, welches Erlebnis mit Jonas ist dir besonders in Erinnerung?
Martha: Ein besonderes Ereignis war, wie der Jonas – zu Hause aber – von der Leiter gestürzt ist mit 3 Jahren. Also das war für uns alle ein Schock. Aber er ist dann auch mit den Nähten wieder gekommen. Selbst da .. weil das war ziemlich arg, man sieht die Narbe eh noch. Das war ganz ein schlimmes Erlebnis.
Und die Geburtstagfeiern waren legendär, gell Jonas, im März.
Da sind andere Kinder auch eingeladen worden, hamma im März immer a Riesenfest (Anm.: veranstaltet), eigentlich eins nach dem anderen – am ersten hamma angefangen mit der Juli, die ist ein Jahr jünger wie der Jonas und dann war die Geli und dann war der Christopher, der ist heuer schon 30 worden, das war alles so in der Phase, wo wir Geburtstag gefeiert haben, dann am 12. warst du. Und wer war am 18.?
Jonas: Die Hanna und der Marco
Martha: Der Marco is am 16. Und die Hanna ist am 18. Also es waren ständig Feste. Im März. Im März war immer Full House.
Jonas: Ja, mit der Geli haben wir immer auch auf den Ralf (auch anwesend) und auf den Jannik (Spitzname von Johannes) aufgepasst, weil die immer dort in der Burg geschlafen haben – das ist also bei uns die Burg, im Sommer immer (Anm.: große Burglandschaft im Garten in den Bäumen),
Und was wir auch gemacht haben waren die Poolgänge, die bekannt waren.
Martha: Die Übernachtung oben in der Burg. Es hat immer nur eine gewisse Anzahl an Kindern sein dürfen, weil nicht mehr Platz war. Zu wievielt habt´s ihr denn da immer geschlafen?
Jonas: Zu sechst waren wir einmal.
Martha: Mit Schlafsäcken, mit Grillen und Lagerfeuer hat es das gegeben – einmal im Jahr hat es dieses Burgfest gegeben. Und Theaterstücke haben sie selbst geschrieben, aufgeführt mit Verkleidungen und allem drum und dran, eine Zirkusvorstellung im Garten hat es auch gegeben mit selbstgebastelten Löwenohren.
Darf ich noch was fragen, weil du ja sagtest, als Baby war er so unkompliziert – wie war die Eingewöhnung?
Martha: Ja, so pflegeleicht sagt man. Eingewöhnungszeit kannst gar nicht sagen, weil da hast ihn am Anfang nur a kurze Zeit eben a paar Stunden am Vormittag. Ich bin auch der Typ, der gern singt.
Hat Jonas das gemocht?
Martha: Ja, das hat er gemocht. Wie er ein Baby war schon. Oder eben Erzählen, das Monotone, und wie er dann älter geworden ist, hat er dann gern gespielt: seine Highlights waren Lego und Duplo - das war seins. Oder eben die diversen Spiele. Jonas hat neben Lego auch gerne bereits mit 4 Jahren Risiko gespielt, später dann auch Domino und Uno wird bis heute gespielt.
Und in jede Kiste hast du dich reingesetzt, in jeden Kübel, den du gefunden hast.
Hat sich Jonas Charakter über die Jahre verändert?
Martha: Nein, weil wenn er Schwankungen oder Schwierigkeiten, zum Beispiel in der Familie gehabt hat, dann hab ich ihn eh unterstützt oder Hilfeleistung gegeben.
Jonas: Und auch in schwierigen Situationen war die Martha eine Stütze. Auch da war die Martha da, um zu zuhören.
Würdest du sagen Jonas, ist die Familie Zimmermann so was wie eine Zweitfamilie geworden?
Jonas: Definitiv!
Martha: Weil ich hab gesagt die Betreuungsvereinbarung kann schon ablaufen, das ist egal, er kann immer zu uns kommen.
Du selber Martha bist seit fast 30 Jahren Tagesmutter. Hast du es irgendwann mal bereut?
Martha: Nein, mein ältestes Tageskind wird heuer 40. Und die ist zu mir kommen mit einem Jahr, das war damals die Nachbarin, so hat es angefangen. Und dann ist die nächste gekommen: „Nimmst meins auch?“ Und so hat das eigentlich angefangen.
Was ist das Schöne an der Tagesmutterarbeit?
Martha: Mir taugt die Arbeit mit den Kindern, wenn du siehst, wie sie sich entwickeln oder wenn etwas zurückkommt.
Mitwirkende:
Jonas, Tageskind
Martha Zimmermann, Tagesmutter in Eggenburg
Albert, Marthas Ehemann
Uschi Nagode, Fachberaterin Tagemütter
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